Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie und Ihre Arbeit?
Sowohl bei der Gothaer als auch bei der Barmenia ist das Thema Nachhaltigkeit seit einigen Jahren ein zentraler Bestandteil der Konzernstrategie. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, Verantwortung zu übernehmen für die Welt um uns herum – sowohl ganz unmittelbar, lokal an unseren Standorten, als auch in unserem Kerngeschäft: der Versicherung von Risiken und der Investition von Kapital. Auch nach unserem Zusammenschluss zur BarmeniaGothaer bleibt Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der Strategie und wird mit Nachdruck vorangetrieben. Diese Verantwortung prägt sowohl unser Produktangebot als auch die Art und Weise, wie wir unsere Geschäftstätigkeit gestalten und langfristig Risiken minimieren. Nachhaltigkeit hat also nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Dimensionen, die wir durch gezielte Maßnahmen umsetzen.
Die Transformation in eine nachhaltige Zukunft erfordert nicht nur hohe Investitionen, sondern auch ein tiefgreifendes Umdenken in vielen Prozessen. Wir sind fest davon überzeugt, dass es keine Alternative zur nachhaltigen Transformation gibt.
Wie genau gehen Sie mit dem Klimawandel und der damit verbundenen Risikoabwägung um?
Der Klimawandel ist zweifellos eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und für uns als Versicherer ein wichtiges Thema in der Risikoanalyse. Extremwetterereignisse, die durch den Klimawandel begünstigt werden, führen zu neuen und steigenden Risiken für unsere Kund*innen. Daher berücksichtigen wir Klimarisiken in unserer Risikoabwägung und unterstützen gleichzeitig unsere Kund*innen dabei, sich gegen solche Risiken abzusichern.
Wie zeigt sich Nachhaltigkeit bei der BarmeniaGothaer? Welche Aktivitäten und Maßnahmen unternehmen Sie oder planen Sie für die nahe Zukunft?
Die BarmeniaGothaer hat einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit, sowohl in den angebotenen Produkten als auch im Unternehmen selbst und in der Kapitalanlage. Unser Ziel ist es, ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte in Einklang zu bringen, um langfristig einen positiven Beitrag zu leisten.
Nachhaltigkeit im Unternehmen:
Wir legen großen Wert darauf, unseren operativen Geschäftsbetrieb nachhaltig zu gestalten. So arbeiten wir intensiv daran, unsere Fahrzeugflotte zu elektrifizieren und bieten an unseren Standorten in Köln und Wuppertal eine umfassende Ladeinfrastruktur an. Gleichzeitig haben wir ein Mobilitätskonzept implementiert, das unter anderem das Verbot von Inlandsflügen umfasst, um unsere CO₂-Emissionen weiter zu reduzieren. Zusätzlich setzen wir auf grüne Energieversorgung: Alle Konzernstandorte bezieht bereits heute ausschließlich Ökostrom. Auch bei der Gestaltung unserer Arbeitsplätze denken wir nachhaltig: Wir fördern flexible, digitale Arbeitsmodelle, die Emissionen durch Pendeln reduzieren, subventionieren das Deutschlandticket für unsere Mitarbeitenden und investieren in Gebäude mit hoher Energieeffizienz.
Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage:
ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) sind fest in unserer Kapitalanlagepolitik verankert. Mit unseren Investitionen tragen wir eine große Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. Das Sicherungsvermögen der Gothaer Leben sowie alle Gothaer Fonds sind seit 2022 Artikel 8 konform und berücksichtigen somit strenge Nachhaltigkeitskriterien.
In unserem ersten gemeinsamen Produkt – der Fondsrente – wird beispielsweise eine große Auswahl an nachhaltigen Fonds-Anlagestrategien mit Nachhaltigkeitsfokus angeboten. Dieses nachhaltige Fondsuniversum ist Artikel 8 und 9 TVO zertifiziert.
Darüber hinaus haben wir uns ambitionierte Klimaziele gesetzt: Bis 2050 streben wir Netto-Null-Emissionen bei den finanzierten Treibhausgasemissionen unserer Kapitalanlagen an. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir Zwischenziele definiert, wie etwa die jährliche Investition in Kapitalanlagen mit Nachhaltigkeitsfokus und die Reduktion des CO₂-Fußabdrucks bei Unternehmensanleihen. Dieses Engagement unterstreicht unsere Verantwortung, die nachhaltige Transformation der Realwirtschaft aktiv zu unterstützen.
Der Versicherungsbranche kommt beim Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine Schlüsselrolle zu. Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt für viele unserer Kund*innen, auch wenn das Thema angesichts von Kriegen und Inflation in den Hintergrund gedrängt wird.
Nachhaltigkeit durch die Gothaer Stiftung
Unsere gesellschaftliche Verantwortung endet nicht bei unseren Geschäftsaktivitäten. Mit der Gothaer Stiftung fördern wir seit 2020 Projekte rund um Forschung, Bildung und Umweltschutz, um die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu sichern. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung bereits 24 Projekte unterstützt, davon allein zehn im Jahr 2023. Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung innovativer Projekte, die sich aktiv mit den Herausforderungen des Klimawandels und dem Schutz der Biodiversität befassen.
Nach dem Zusammenschluss der Barmenia und Gothaer arbeiten wir aktuell an einer gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategie, um die Maßnahmen beider Unternehmen zu bündeln und weiterzuentwickeln. Dabei stehen ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit und die Erreichung ambitionierter ESG-Ziele im Mittelpunkt. Unsere Vision ist klar: Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zu leben – in der Unternehmenskultur, der Kapitalanlage und dem gesellschaftlichen Engagement.
Welche Herausforderungen gibt es in Bezug auf die Nachhaltigkeit sowohl für die BarmeniaGothaer als auch für Ihre Kund*innen?
Nachhaltigkeit ist ein äußerst komplexes und vielschichtiges Thema. Es reicht vom Klimaschutz und der Förderung der Biodiversität bis hin zu sozialen und wirtschaftlichen Aspekten. Für uns bedeutet dies, nachhaltiges Handeln auf allen Unternehmensebenen zu verankern, ohne dabei die wirtschaftliche Stabilität aus den Augen zu verlieren. Die Transformation in eine nachhaltige Zukunft erfordert nicht nur hohe Investitionen, sondern auch ein tiefgreifendes Umdenken in vielen Prozessen.
Wir sind sehr stolz auf die Fortschritte, die wir dank unseres frühzeitig etablierten Nachhaltigkeitsmanagements erzielt haben. Ob in unserem Betrieb, in der Kapitalanlage oder in unseren Produkten – wir haben bereits bedeutende Meilensteine erreicht. Aktuell arbeiten wir intensiv an der Entwicklung einer nachhaltigen Schadenregulierung, was ein wichtiger Schritt in unserem Bestreben ist, in allen Unternehmensbereichen die Nachhaltigkeitsziele weiter voranzutreiben. Gleichzeitig stellen uns neue regulatorische Anforderungen vor Herausforderungen, besonders beim erstmaligen Umsetzen dieser Vorgaben.
Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Chance.
Unsere Kund*innen stehen vor ganz eigenen Herausforderungen. Ein zentrales Thema ist es, in der Flut an Informationen tatsächlich nachhaltige Produkte von bloßem Greenwashing zu unterscheiden. Zudem verschieben sich die Prioritäten vieler Menschen und Unternehmen aufgrund globaler Krisen – Nachhaltigkeit und Klimaschutz geraten häufig in den Hintergrund.
Auch die wirtschaftliche Unsicherheit wirkt sich spürbar aus: Ob Privatpersonen oder Unternehmen, viele schrecken aktuell vor größeren Investitionen zurück, etwa in erneuerbare Energien oder nachhaltige Heizsysteme wie Wärmepumpen. Hier möchten wir unseren Kund*innen mit Orientierung, Transparenz und passenden Lösungen zur Seite stehen, um den Weg zu mehr Nachhaltigkeit trotz der Herausforderungen gemeinsam zu gehen.
Welche Vorteile sehen Sie durch Nachhaltigkeit im Versicherungsbereich?
Der Versicherungsbranche kommt beim Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine Schlüsselrolle zu. Als Bindeglied zwischen der Finanz- und der Realwirtschaft haben die Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, Finanzströme gezielt in nachhaltige Projekte zu lenken und Portfolios zukunftsorientiert zu gestalten. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Chance: Wir können aktiv zur nachhaltigen Entwicklung beitragen und gleichzeitig unsere Kundinnen auf diesem Weg begleiten. Als Anbieter von Lebens-, Sach- und Krankenversicherungen erreichen wir sowohl Privat- als auch Geschäftskundinnen und können sie dabei unterstützen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit ihnen nachhaltiger zu werden und so einen echten Beitrag zur Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten.
Wird Nachhaltigkeit von Ihren Kundinnen und Kunden nachgefragt und was sind die Wünsche und Bedürfnisse?
Ja, Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt für viele unserer Kund*innen, auch wenn das Thema angesichts von Kriegen und Inflation in den Hintergrund gedrängt wird. Besonders die Generation Z legt großen Wert auf nachhaltige Geldanlagen: Unsere Anlegerstudie zeigt, dass für 55 Prozent dieser Altersgruppe Nachhaltigkeit ein eher wichtiges oder sehr wichtiges Kriterium bei der Geldanlage ist. Im Vergleich dazu liegt dieser Anteil bei der gesamten Befragung bei 46 Prozent.
Wir sind fest davon überzeugt, dass es keine Alternative zur nachhaltigen Transformation gibt. Daher verfolgen wir diesen Weg konsequent weiter und setzen uns dafür ein, Nachhaltigkeit in all unseren Kernbereichen zu verankern – von den Produkten und Dienstleistungen bis hin zu unserem unternehmerischen Handeln und gesellschaftlichen Engagement. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Trend, sondern ein integraler Bestandteil unseres Selbstverständnisses.
Sehen Sie deutsche Unternehmen gut aufgestellt in Bezug auf die Nachhaltigkeit?
Als einer der führenden Partner für den Mittelstand führen wir mit unserer KMU-Studie regelmäßige Erhebungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen durch und fragen dort auch explizit den Aspekt der Nachhaltigkeit ab. Wir sehen, dass das Thema in den Unternehmen zwar angekommen ist, jedoch Geld, Ressourcen und Know-how die wichtigsten Hinderungsgründe für die Implementierung von Nachhaltigkeit sind. Hier ist auch die Unterstützung durch Partner gefragt, und wir als Versicherer sehen uns hier als Begleiter in diesem Transformationsprozess.
Weitere Infos auch unter www.barmeniagothaer.de
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in Betrieben wird nachhaltiges Handeln immer wichtiger. Doch wie zeigt sich Nachhaltigkeit im täglichen Betrieb? Welche Auswirkungen gibt es für Mitarbeitenden und die Geschäftsführung? Bringen die unterschiedlichen Aktivitäten, was von ihnen erwartet wird?
432Hz hat im Rahmen seines Themen-Specials „Nachhaltigkeit 2025“ verschiedene Expert*innen aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen, der Finanz- und Versicherungswelt sowie der Politik befragt und sie um ihren ganz persönlichen Blick auf die Welt der unternehmerischen Nachhaltigkeit gebeten, darunter Karl-Heinz Weber von der Sparkasse Koblenz, Christiane Zügner von der Handwerkskammer Koblenz, Jens Metzinger von der Debeka, Svetlana Thaller-Honold von BarmeniaGothaer EU-Politiker Axel Voss und Daniel Caspary sowie einige mehr.
Die Beiträge erscheinen nach und nach im 432Hz-Blog. Abonnent*innen unseres Newsletters haben später die Möglichkeit, alle Artikel, ergänzt mit nützlichen weiteren Informationen rund um die unternehmerische Nachhaltigkeit als umfangreiches PDF herunterzuladen.