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Themen-Special Nachhaltigkeit 2025

Christiane Zügner über die Entstehung von EU-Richtlinien und Verordnungen

Christiane Zügner ist Referentin für Europapolitik bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Die HwK vertritt die Interessen von rund 21.700 Mitgliedsbetrieben im nördlichen Rheinland-Pfalz. Im Rahmen ihrer Arbeit hat sie die Entwicklung des freiwilligen Berichtstandards im Rahmen der CSRD-Richtlinie begleitet und in diesem Prozess die Belange des Handwerks eingebracht.

Im Gespräch mit 432Hz gibt Christiane Zügner Einblicke in die Entstehung von EU-Gesetzen und schildert die aktuellen Entwicklungen in der Handwerksbranche.

Wie sieht Ihr Aufgabenbereich bei der Handwerkskammer Koblenz aus?

Christiane Zügner: Mein Aufgabenschwerpunkt liegt darin, Gesetzesinitiativen auf europäischer Ebene zu sichten. Für mich erfolgt das immer aus der Sichtweise unserer Mitgliedsbetriebe. Wenn ein neuer Gesetzesvorschlag von der EU-Kommission veröffentlicht wird, stelle ich mir die zentrale Frage, welche Auswirkungen das für die kleinen und mittelständischen Handwerker in unserer Region hätte. Ich prüfe den Vorschlag darauf, ob die Kommission vielleicht etwas vergessen hat und auch, ob er zu komplex und kompliziert erscheint. Wenn wir einen Änderungsbedarf erkennen, versuchen wir als Handwerkskammer, von Beginn eines Gesetzesvorhabens an, Einfluss zu nehmen. Das geschieht sowohl über schriftliche Eingaben als auch durch den Kontakt zu den Abgeordneten des Europäischen Parlamentes – insbesondere – aus Rheinland-Pfalz.

Die EFRAG ist ein Verein in Brüssel, der die EU-Kommission bei Fragen zur internationalen Rechnungslegung unterstützt. Sie waren im Rahmen der Entstehung des VSME-Standards an der Arbeit der EFRAG beteiligt. Wie kann ich mir die Prozesse dort vorstellen?

Christiane Zügner: Als die EU-Kommission beschlossen hatte, die Richtlinie zur nachhaltigen Berichterstattung, also namentlich die CSRD, zu ändern, war klar, dass dieses Gesetz ganz enorme Auswirkungen auf Unternehmen aller Branchen und aller Größen haben wird.
Und obwohl kleine und mittelständische Unternehmen explizit von der Berichterstattung ausgenommen wurden, kann es sie als Teil einer Lieferkette dennoch betreffen, wenn zum Beispiel ein Kunde selbst berichtspflichtig ist und entsprechende Nachhaltigkeitsinformationen von seinen Zulieferern benötigt. Da die Richtlinie auch explizit die Finanzwirtschaft einbindet, ist zu erwarten, dass Banken und Sparkassen das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Kundschaft immer häufiger abfragen werden. Im Grundsatz betrifft die CSRD eben sehr wohl alle Unternehmen und daher hat die EU-Kommission auch direkt festgelegt, dass es einen freiwilligen Berichtstandard für kleine und mittelständische Unternehmen geben soll, damit diese nicht über Gebühr belastet werden.

 

„Das Handwerk lebt Nachhaltigkeit, aber das Handwerk braucht auch die Rahmenbedingungen, um als Partner bei der Energiewende und dem Kampf gegen den Klimawandel mitwirken zu können.“

 

Dieser freiwillige Berichtsstandard wird VSME-Standard genannt und für die Erarbeitung wurde die EFRAG beauftragt. Die Abkürzung EFRAG steht für „European Financial Reporting Advisory Group AISBL“ und es ist ein nicht-gewinnorientierter Verein belgischen Rechts, der die EU-Kommission bei der Umsetzung von Standards berät und unterstützt.
Der Prozess zur Erarbeitung des VSME-Standards war sehr transparent. Alle, die in der sogenannten Community Group mitarbeiten wollten, mussten sich in einem kleinen Bewerbungsverfahren um die Mitgliedschaft bemühen. Als Handwerkskammer Koblenz war uns schnell klar, dass wir uns in die VSME-Entwicklung einbringen möchten. Gemeinsam mit anderen Vertretern von Verbänden und Kammern, aber auch direkt mit Geschäftsführern und Mitarbeitern im Bereich Nachhaltigkeit, die aus ganz Europa kamen, gestalteten wir den ersten Entwurf aktiv mit, der im Herbst 2023 veröffentlicht wurde.

Wie ging es dann weiter?

Christiane Zügner: Neben einer öffentlichen Konsultation gab es im Frühjahr 2024 das Angebot an die Wirtschaft, diesen Entwurf zu testen, um durch die praktische Umsetzung sofort zu erkennen, wo es noch Nachbesserungsbedarf gibt. Dies war aus unserer Sicht ein sehr transparentes und zielgerichtetes Vorgehen. Das ist schon besonders gewesen, dass die EU-Kommission die Wirtschaft so eingebunden und nicht einfach später mit einem fertigen Gesetzt konfrontiert hat. Aus dem deutschen Handwerk haben 35 Betriebe an diesem Test teilgenommen, von denen 20 den freiwilligen Bericht auch abgeschlossen haben. Für die 15 anderen Betriebe erschienen die Abläufe noch zu kompliziert und bürokratisch, sodass wir das als Erkenntnis aus der praktischen Anwendung direkt bei der EFRAG einbringen konnten, um Vereinfachungen der Prozesse zu erzielen. Diese und viele weitere Anmerkungen wurden gesammelt und sind in einen deutlich überarbeiteten Entwurf eingeflossen, der Ende Oktober 2024 veröffentlicht wurde.
Diesen Praxis-Check, den die EU-Kommission in diesem Fall genutzt hat, wünschen wir uns generell für viele weitere Gesetzesinitiativen in der neuen Legislaturperiode. Also eine wirkliche und direkte Einbindung von Unternehmensvertretern und Praktikern aus der Wirtschaft, die sagen, was machbar ist und wo Schwierigkeiten auftreten könnten.

Werden die verschiedenen Richtlinien und Verordnungen der EU auf ihre Wirksamkeit geprüft?

Christiane Zügner: Ja, das geschieht für alle Richtlinien und Verordnungen, die die EU verabschiedet. Es wird immer festgelegt, wann dieses Gesetz der nächsten Revision unterliegt, beispielsweise in drei oder fünf Jahren. Das ist dann der Zeitpunkt, zu dem die Wirtschaft Kritik äußern und Veränderungswünsche einbringen kann. Allerdings gibt es immer wieder ein zeitliches Problem, denn wenn die EU eine Richtlinie verabschiedet, dann muss diese in nationales Recht umgewandelt werden. Und dafür braucht es eben Zeit. Wird zum Beispiel eine Richtlinie zum Tag X verabschiedet und in x plus 2 Jahren tritt sie erst in einem Land in Kraft, dann ist die EU schon fast wieder so weit, diese Richtlinie erneut auf europäischer Ebene zu öffnen und zu prüfen. Dabei ist diese Richtlinie an der Basis, also bei den Unternehmen noch kaum angekommen und es gibt entsprechend noch keine oder nur sehr wenige Erfahrungen damit. Wir würden uns wünschen, dass die EU hier flexibler mit den Zeiträumen agiert, aber vor allem, dass sie die Richtlinien ein bisschen länger laufen lässt, bis diese wirklich bei den Unternehmern etabliert sind. Dann können die Unternehmen viel besser über die Auswirkungen berichten und diese in Verbesserungen einfließen lassen.
Ein Beispiel dafür ist die Energieeffizienzrichtlinie, wo wir in Deutschland sehr spät bei der Umsetzung waren. Schon ein paar Monate nach Inkrafttreten in Deutschland wurden auf europäischer Ebene bereits Änderungen debattiert. Das ist ärgerlich und ein Kritikpunkt, den wir in Deutschland mittlerweile sehr oft aus der Wirtschaft hören: Die Unternehmen wünschen sich Planungssicherheit. Handwerksbetriebe erzählen uns immer wieder, dass es gar nicht mehr um die Inhalte geht, sondern einfach nur darum, wie etwas zu erledigen ist und dass dieser Ablauf dann auch Bestand hat und nicht immer wieder geändert wird.

 

Das Bild zeigt den Plenarsaal des EU-Parlaments in Brüssel.

Würden Sie sich also eine schnellere Umsetzung der Vorgaben aus Brüssel in deutsches Recht wünschen?

Christiane Zügner: Natürlich, aber dennoch braucht ein ordentliches Gesetz in der Umsetzung seine Zeit. In der letzten Legislaturperiode wurden auf europäischer Ebene unglaublich viele Gesetzesvorhaben verabschiedet, so viel wie noch nie in einer Legislatur. Das hat aus unserer Sicht an mancher Stelle schon zu kleinen Fehlern geführt. Einiges wurde nicht bis ins Detail geregelt und so gibt es jetzt bei der Umsetzung in mancher Hinsicht Unklarheiten.
Andererseits sehen wir es aber auch sehr positiv, dass versucht wird, den vielfachen Forderungen nach Bürokratieabbau gerecht zu werden. Die Wirtschaft hat das noch einmal sehr deutlich gegenüber der EU gemacht und die neue Kommission, die seit Dezember 2024 im Amt ist, hat angekündigt, bis Februar 2025 eine sogenannte Omnibus-Verordnung vorzuschlagen. Auch wenn deren Inhalt noch nicht ganz klar ist, so soll damit erreicht werden, dass man sich die Taxonomie-Verordnung, die CSRD und das europäische Lieferkettengesetz noch einmal anschaut und prüft, ob Unternehmen zum Beispiel Informationen doppelt oder möglicherweise dreifach bereitstellen müssen und wie sich das verhindern lässt. Wir hoffen, dass auch die Entwaldungsverordnung in diesen Prozess einbezogen wird.
Auch auf nationaler Ebene sehen wir diese Bemühungen, Bürokratie zu reduzieren, allerdings muss man jetzt die Bundestagswahl abwarten, bis es hier weitere Fortschritte geben wird. Das sind Entwicklungen, wo wir ein Umdenken erkennen, auch wenn immer noch alles viel zu langsam erfolgt. Die Wirtschaft agiert in einem anderen Tempo und bräuchte noch schneller Anpassungen an die Realität.

Wenn sie an Brüssel und Berlin denken, was sollte die Politik tun, um das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben?

Christiane Zügner: Für uns ist in der neuen Legislaturperiode auf europäischer Ebene von zentraler Bedeutung, dass wir einen Praxischeck nachhaltig etablieren können. Es wäre immens wichtig, dass bei Gesetzesvorhaben immer die Praktiker einbezogen werden, um Anregungen und Sichtweisen aus der Wirtschaft zu berücksichtigen. Das sollte zu einem sehr frühen Zeitpunkt erfolgen und es wäre natürlich auch wünschenswert, das für Bundesgesetze zu realisieren.
Wichtig wäre es auch, wenn wir in Deutschland bei der Umsetzung von EU-Vorgaben das sogenannte „Goldplating“ vermeiden und der Versuchung widerstehen, die Vorgaben aus der EU nicht noch ein bisschen besser zu machen und Formulierungen noch detaillierter zu verfassen. Das hat zu Mehrbelastungen bei den Unternehmen geführt und das muss nicht sein.

 

Das Foto zeigt die Flaggen verschiedener EU-Mitgliedsstaaten, die an Flaggenmasten vor einem Gebäude aufgehängt sind..

 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Ihre Mitgliedsbetriebe und wirkt sich die Betriebsgröße auf die Relevanz aus?

Christiane Zügner: Unsere Mitgliedsbetriebe sind sehr unterschiedlich in ihrer Größe und es gibt einige, die mehrere hundert Mitarbeiter haben. Der durchschnittliche Handwerksbetrieb in Deutschland besteht jedoch aus einem Chef oder einer Chefin und sechs Mitarbeiter.
Das heißt, wir sprechen hier im Durchschnitt wirklich von Kleinstbetrieben und für die sind die vielen bürokratischen Verpflichtungen, die sich aus Nachhaltigkeit ergeben können, nicht sehr hilfreich.
Handwerksbetriebe sind aus ihrem Naturell heraus nachhaltig. Die Größe spielt da keine relevante Rolle. Für unsere Mitglieder ist Nachhaltigkeit kein Trend, sondern tägliche Realität. Wir haben eine ganze Reihe von Gewerken, die in der Reparatur tätig sind, ebenso im Bereich der Ressourcenschonung oder im Bereich der Kreislaufwirtschaft.
Von gesellschaftlicher Seite sind unsere Betriebe sehr engagiert. Sie stellen Ausbildungsplätze bereit, bilden über Bedarf aus und investieren in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Sie haben auch in den Flüchtlingswellen gezeigt, dass sie bereit sind, Migranten nachhaltig zu integrieren. Da gab es dann nicht nur einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, sondern die Betriebe haben sich auch darum gekümmert, dass die Integration in die Gesellschaft im Ort ein Erfolg wurde.
Das Handwerk lebt Nachhaltigkeit, aber das Handwerk braucht auch die Rahmenbedingungen, um als Partner bei der
Energiewende und dem Kampf gegen den Klimawandel mitwirken zu können . Dabei ist es nicht hilfreich, wenn die Unternehmer viel Zeit am Schreibtisch verbringen und Berichte schreiben müssen. Sie brauchen einfach mehr Freiheiten, um wirklich produktiv zu arbeiten, statt zu dokumentieren. Gerade kleinere Unternehmen, die für diese Aufgaben kein zusätzliches Personal abstellen können, werden hier besonders belastet.
Wir würden uns sehr wünschen, wenn es wieder diesen Vertrauensvorsprung von Seiten der Politik an die Wirtschaft gäbe. Heute muss ein Unternehmer dokumentieren und beweisen, dass er ein guter Kaufmann ist. Aber es müsste wieder Sichtweise der Politik sein, grundsätzlich erst einmal davon auszugehen, dass jeder Unternehmer ein guter Unternehmer sein möchte und sich entsprechend der Gesetze verhält.

Sehen Ihre Mitgliedsbetriebe auch wirtschaftliche Vorteile in der Umsetzung von Nachhaltigkeit? Zum Beispiel beim Thema Fachkräfte oder Energieeinsparung? Motiviert das Betriebe zu mehr Nachhaltigkeit?

Christiane Zügner: Das kann ich bestätigen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist tatsächlich gestiegen.
Wir haben eine ganze Reihe von Betrieben, die das aus intrinsischer Motivation schon umsetzen und leben. Sei es, weil sie selbst von sich aus absolut überzeugt sind, dass das das Geschäftsmodell der Zukunft ist, sei es aber auch, weil sie für sich Vorteile sehen und zum Beispiel dank ihrer Nachhaltigkeit attraktiver für Kunden sind. Auch beim Thema Energieeinsparungen und effizientem Materialeinkauf spielt Nachhaltigkeit eine Rolle – auch wirtschaftlich betrachtet.
Beim Thema Fachkräftemangel sehen wir verstärkt, wie schwer sich manche Gewerke tun, neue und qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Gerade jüngere Mitarbeiter legen verstärkt Wert auf eine nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens und lassen das in ihre Entscheidung für oder gegen einen Betrieb einfließen. Auch die sozialen Aspekte spielen eine immer größere Rolle. Die Betriebe, die flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, sind für potenzielle neue Mitarbeiter attraktiver. Das Handwerk muss sich in Bezug auf die Attraktivität der Arbeitsplätze nicht hinter der Industrie verstecken.

 

„Diesen Praxis-Check, den die EU-Kommission in diesem Fall genutzt hat, wünschen wir uns generell für viele weitere Gesetzesinitiativen in der neuen Legislaturperiode.“

 

Wir sehen perspektivisch, dass es für Handwerker hilfreich ist, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, auch zum Beispiel für Betriebe, die im öffentlichen Auftragswesen unterwegs sind. Es gibt immer mehr Vergaberichtlinien, die öffentliche Auftraggeber verpflichten, die Nachhaltigkeit eines Betriebs bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Auch große Konzerne wie die Deutsche Bahn oder die Deutsche Post achten mehr und mehr darauf.
Nicht zu vergessen der Bereich der Banken und Sparkassen, denn bei der Kreditvergabe wird die Nachhaltigkeit im Unternehmen sehr genau betrachtet. Wir gehen davon aus, dass sich dies zukünftig bei der Kreditvergabe zum Vorteil entwickeln kann: Betriebe, die sich nicht nachhaltig aufstellen, werden es schwerer haben, an die nötigen Finanzmittel zu kommen.

Das Bild zeigt eine Hand mit nach oben gestrecktem Dauem.

Wo erhalten Betriebe Hilfe, um sich nachhaltiger aufzustellen?

Christiane Zügner: Neben freien Unternehmensberatern wie zum Beispiel Sie bei 432Hz, die sich auf das Thema Nachhaltigkeit spezialisiert haben, bieten wir bei uns im Haus auch Unterstützung an. Betriebe, die erstmal „klein“ anfangen möchten, können unseren Nachhaltigkeitscheck 360° nutzen. Mit einem Zeitaufwand von ca. zwei Stunden bieten unsere Berater in einem strukturierten Verfahren die Möglichkeit, alle Aspekte der Nachhaltigkeit im Betrieb gemeinsam zu durchleuchten.
Bereits seit mehreren Jahren stellen unsere Energieberater das sogenannte E-Tool bereit. Dies ist eine Online-Plattform, mittels derer Handwerker ihre Energieverbräuche erfassen und analysieren können. So lassen sich schnell „Energiefresser“ identifizieren und Einsparmöglichkeiten aufdecken. Über die reine Sammlung der betrieblichen Energiedaten hinaus ermöglicht das neue E-Tool eine individuelle Auswertung der Jahresenergieverbräuche und der zugehörigen CO2-Emissionen sowie die Darstellung von Kennzahlen zur Bewertung und Einordnung. Das E-Tool bietet zudem verschiedene „Zusatzmodule“. So gibt ein Photovoltaik-Rechner Auskunft über die Möglichkeit zur Eigenstromversorgung, die Berechtigung zur Strom- und Energiesteuer-Rückvergütung wird automatisch geprüft oder die Mehrkosten infolge steigender CO2-Bepreisung werden ermittelt. In Kürze ist es auch möglich, seinen CO2-Fußabdruck über dieses Portal zu ermitteln. Weiterhin wird das E-Tool aktuell so programmiert, dass es ab Mitte 2025 den Vorgaben des VSME-Standards entsprechen wird.

Welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen hat die Handwerkskammer Koblenz schon selbst umgesetzt?

Christiane Zügner:

Wir haben intern selbst verschiedene Dinge realisiert, denn wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, sich mit den Themen auseinanderzusetzen und eine Art von Vorreiterrolle einzunehmen. Dabei sammeln wir viele Erfahrungen, die wir an unsere Betriebe weitergeben können.
Unsere Ausbildungs-Coaches und Berater nutzen seit einigen Jahren E-Autos und wir arbeiten mit einem Energiemanagementsystem nach ISO 50001, um unsere Energieverbräuche zu optimieren und zu reduzieren. Auch unterstützen wir den deutschlandweiten „Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk“.

Zudem arbeiten wir daran, das Thema Nachhaltigkeit bei jungen Leuten zu platzieren: die rheinland-pfälzischen Handwerkskammern haben zum Beispiel im Bereich der beruflichen Bildung mit dem Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz die Kampagne „Klimahandwerker“ gestartet, die gezielt junge Menschen adressiert, die die Klimawende aktiv umsetzen wollen. Damit wollen wir zeigen, dass es eine ganze Reihe von Gewerken gibt, die sich mit Nachhaltigkeit befassen und eine spannende berufliche Zukunft bieten können.

 

Was würden Sie sich für die Nachhaltigkeit im Jahr 2035 wünschen? Wo stehen wir zu diesem Zeitpunkt?

Christiane Zügner: Ich hoffe nicht nur, sondern ich glaube fest daran, dass Nachhaltigkeit kein großes Thema mehr sein wird. Es wird Alltag sein, Nachhaltigkeit in den Unternehmensprozessen zu verankern. Wir werden ein selbstverständliches Bewusstsein für die Nutzung von Ressourcen haben und die Kreislaufwirtschaft ist dann gelebte Realität, unabhängig von der Unternehmensgröße.

 

Weitere Infos gibt es unter https://www.hwk-koblenz.de

 

Bildquellen:

Foto HwK-Gebäude: ©ARTs UNLIMITED

Foto mit Flaggen: ©P!ELmedia

Foto Christiane Zügner: Dagmar Schweickert /HwK Koblenz

Themen-Special Nachhaltigkeit 2025
Nachhaltigkeits-Expert*nnen im Gespräch

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in Betrieben wird nachhaltiges Handeln immer wichtiger. Doch wie zeigt sich Nachhaltigkeit im täglichen Betrieb? Welche Auswirkungen gibt es für Mitarbeitenden und die Geschäftsführung? Bringen die unterschiedlichen Aktivitäten, was von ihnen erwartet wird?

432Hz hat im Rahmen seines Themen-Specials „Nachhaltigkeit 2025“ verschiedene Expert*innen aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen, der Finanz- und Versicherungswelt sowie der Politik befragt und sie um ihren ganz persönlichen Blick auf die Welt der unternehmerischen Nachhaltigkeit gebeten, darunter Karl-Heinz Weber von der Sparkasse Koblenz, Christiane Zügner von der Handwerkskammer Koblenz, Jens Metzinger von der Debeka, Svetlana Thaller-Honold von BarmeniaGothaer EU-Politiker Axel Voss und Daniel Caspary sowie einige mehr.

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