Wie zeigt sich Nachhaltigkeit bei EJ?
Neben der Langfristigkeit im unternehmerischen Handeln sind uns die Themen Umweltschutz und Belegschaft sehr wichtig. Das gehört zu unserer DNA. Es bringt uns auch wirtschaftlich Vorteile.
Ich wünsche mir, dass die Menschen erkennen, dass sie den Preis für billige Waren und Dienstleistungen letztlich über den Verlust von Arbeitsplätzen und der Bedrohung der Lebensbedingungen durch den Klimawandel bezahlen.
Honorieren die Kund*innen von EJ diesen Ansatz?
Natürlich gibt es Kundinnen und Kunden, die immer auf der Suche nach der billigsten Lösung sind, die nicht bereit sind, für Qualität mehr zu bezahlen. Aber es gibt eben auch viele, die verstehen, dass Qualität vielleicht am Anfang etwas mehr kostet, sich aber langfristig als günstiger erweist. Und um diese Qualität zu erzielen, muss man als Unternehmen nachhaltig agieren. Sich um seine Belegschaft kümmern, für deren Sicherheit sorgen und sich auch darum kümmern, dass die eigenen Produkte im Einklang mit der Umwelt produziert werden.
Wir beobachten immer wieder, dass Kunden, die vielleicht einmal billig gekauft haben, später doch zu uns kommen und sich für unsere Produkte entscheiden. Zu so einem Wandel in der Entscheidung trägt sicher auch bei, dass wir über die eigentlichen Produkte auch eine Vielzahl an Dienstleistungen und Service anbieten, den Billiganbieter häufig nicht leisten. Und wir warten unsere Produkte, bieten Instandsetzung an, damit man im Falle eines Schadens nicht alles neu kaufen muss – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Und jedes Produkt, das nicht neu hergestellt werden muss, spart Rohstoffe und Energie.
Wie zeigt sich Nachhaltigkeit im Bereich Soziales bei EJ?
Generell spielt das Thema Soziales schon immer eine Rolle bei EJ. Deswegen gibt es eine Vielzahl an großen und kleinen Dingen, die die Zufriedenheit und Sicherheit der Mitarbeitenden im Blick haben. Hier herrscht ein sehr offenes Betriebsklima und Wertschätzung für jeden einzelnen Mitarbeiter ist die Grundlage des täglichen Arbeitens. Aber vor allem das Thema Sicherheit spielt eine sehr, sehr große Rolle. Safety-First ist hier nicht nur eine Losung, sondern gelebter Alltag. Dafür gibt es entsprechende Budgets und vor allem auch die erforderliche Grundhaltung. Da ist es eben im Zweifel wichtiger, dass Arbeiten sicher ausgeführt werden, anstatt sie zu beschleunigen, um vielleicht einen Umsatz noch im aktuellen Monat buchen zu können. Den Gedankengang gibt es hier nicht und das ist gut so.
Natürlich fragen wir uns hier auch immer wieder, wie wir dafür sorgen können, dass sich die Menschen bei EJ wohlfühlen. Wir möchten ja, auch aus wirtschaftlichen Gründen, dass die Mitarbeiter langfristig bei uns bleiben. Wir achten darauf, den Leuten Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu bieten und prüfen zuerst, ob wir offene Stellen auch intern besetzen können. Schulungen und Weiterbildung sind ebenfalls wichtige Themen bei uns.
Wir haben einen hohen Bedarf an Fachkräften, denn es gibt noch viele handwerkliche Tätigkeiten bei uns. Deswegen liegt uns auch die Ausbildung sehr am Herzen. Bei uns lernen die Azubis nicht nur ihren Job, sondern dürfen auch schon sehr früh mitarbeiten und sich einbringen. Bei uns ist es familiärer, als bei den „Großen“, wo man vielleicht nur recht sinnfrei ein Stück Metall feilt, das später weggeworfen wird. Bei uns feilen Lehrlinge auch an Metallstücken, die aber später verwendet werden. Das schafft eine andere Wertschätzung für die eigene Tätigkeit.
Nachhaltigkeit erweist sich also in vielerlei Hinsicht als vorteilhaft für EJ?
Auf jeden Fall, wir sehen in verschiedenen Bereichen die Vorteile, wobei wir – um ehrlich zu sein – viele Dinge überlegen und einführen, weil sie unternehmerisch sinnvoll sind. Und eben AUCH nachhaltig. Wir möchten also nicht nachhaltig um der Nachhaltigkeit willen werden, sondern wir möchten langfristig erfolgreich sein, etwas für unsere Belegschaft und die Umwelt tun. Aber es soll und muss sich natürlich auch rechnen.
Viele verstehen, dass Qualität vielleicht am Anfang etwas mehr kostet, sich aber langfristig als günstiger erweist. Und um diese Qualität zu erzielen, muss man als Unternehmen nachhaltig agieren.
Und das tut es. Wir sind permanent dabei, unsere Abläufe und Prozesse zu prüfen und zu verbessern. Wir verringern die Anzahl der Gefahrstoffe und prüfen, ob wir zum Beispiel mehr wasserlösliche Farben einsetzen können. Das ist unter dem Aspekt der Arbeitssicherheit sehr wichtig, aber eben auch gut für die Umwelt.
Auch die ISO14001- und die EcoVadis-Silber-Zertifizierung haben wir aus Eigeninteresse durchgeführt, aber uns sprechen immer mehr Kunden darauf an. Das wird schon gesehen und nachgefragt.
Wird das Thema Nachhaltigkeit auch im Rahmen der Lieferketten angefragt?
Ja, solche Informationen werden von einigen großen Kunden nachgefragt. Dabei geht es um Fragen zur Umweltverträglichkeit unserer Produkte. Aber für die meisten Kunden ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, es wird aber selten eingefordert.
Wo gibt es im Bereich Nachhaltigkeit noch Probleme?
Das größte Problem, nicht nur im Bereich der Nachhaltigkeit, sehe ich in der Planungssicherheit und der damit verbundenen Klarheit für Unternehmen. Ich würde mir wünschen, dass von Seiten der Gesetzgebung deutlich kommuniziert wird, welche Ziele es gibt und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Es ist natürlich – um ein Beispiel zu nennen – eine sinnvolle Idee, den Betonanteil in Produkten reduzieren zu wollen. Beton braucht viel Energie bei der Herstellung. Technisch wäre es kein Problem, Beton gegen einen anderen Werkstoff zu tauschen. Das kostet in der Entwicklung und beim Aufbau einer Produktion, ist aber machbar. Deswegen ist es aber auch so wichtig für die Unternehmen, dass sie sich darauf verlassen können, dass die Politik nicht in zwei Jahren alles umwirft und neue Anforderungen erlässt. Vor allem braucht es zusätzliche Schritte, damit ein neuer Werkstoff genutzt werden kann. Es müssen Normen, Vorgaben und Bestimmungen, die beispielsweise die Nutzung von Betonersatzstoffen noch gar nicht vorsehen, angepasst werden. Wir könnten zum Beispiel Beton durch Kunststoffe ersetzen. Und es gibt auch schon entsprechende Entwicklungen, die den extremen Anforderungen – Temperaturschwankungen, Alterungsbeständigkeit und einige mehr – im Straßenbau widerstehen. Ein bisschen mehr „gesunder Menschenverstand“ würde hier oft sehr nützlich sein. Mehr Pragmatismus, weniger starre und veraltete Regelungen.
Es geht mir dabei nicht darum, Grenzwerte zu unterwandern, aber mir liegt es am Herzen, offen zu sein, damit Neues entstehen kann. Und damit das funktioniert, ist es wichtig, immer wieder die bestehenden Regeln und Normen anzusehen und zu hinterfragen, damit sie dem Fortschritt und der Nachhaltigkeit nicht im Wege stehen.
Gibt es für die deutsche Niederlassung Vorgaben aus dem Mutterkonzern in den USA?
Das Credo lautet, dass die EJ-Mitarbeiter genauso gesund nach Hause gehen sollen, wie sie morgens bei uns angekommen sind. Sicherheit ist hier kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Realität.
EJ ist bestrebt, die Umwelt zu schützen und das zeigt sich auch in den Aktivitäten des Mutterkonzerns. So wurde zum Beispiel die Gießerei aus der Gründungszeit komplett zurück gebaut und alles renaturiert. Diese Grundhaltung spiegelt sich auch in den Niederlassungen auf der ganzen Welt.
Welche Unterschiede gibt es im Bereich der Nachhaltigkeit zwischen USA und Europa?
Die USA haben einen anderen Ansatz. Die wertschätzen die Unternehmen und geben Ziele vor, lassen die Unternehmen aber den besten Weg zum Ziel finden. In Europa hingegen wird alles bis ins Detail reglementiert.
Dabei zeigt sich ja, dass Unternehmen ein Eigeninteresse an vielen Themen haben. Ich kann da nur wieder auf das Beispiel Arbeitssicherheit kommen: Abgesehen davon, dass die Gesundheit der Mitarbeiter das höchste Gut an sich ist, kostet doch jeder Unfall alle Beteiligten Geld, Zeit und Lebensqualität. Daran kann kein Unternehmen ein Interesse haben.
Sehen Sie in der nachhaltigeren Ausrichtung von Unternehmen Vorteile oder überwiegend für Sie die Nachteile?
Wie schon gesagt, sehe ich die vielen Vorteile, die nachhaltiges Handeln mit sich bringt. Es wäre schön, wenn manches weniger bürokratisch geschehen könnte. Die Herausforderung als nachhaltig agierendes Unternehmen, ist am Ende immer die eine: Kunden zu finden, die diese Werte und die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu schätzen wissen und dafür auch den etwas höheren Anschaffungspreis zahlen. Mit dem Wissen, dafür langfristig günstiger wegzukommen.
Wo sehen Sie das Thema Nachhaltigkeit in 10 Jahren und was würden Sie sich wünschen?
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen den Sinn in Langlebigkeit erkennen, dass Quartalsdenken und dieses „billig, billig, billig“ an Attraktivität verliert. Dass Dinge wieder ihren Wert zugestanden bekommen. Ich hoffe, dass Themen wie „Second Life“ für Waren mehr in den Fokus kommen, dass wir Dinge auf- oder umarbeiten, statt nur durch neue zu ersetzen. Und ich wünsche mir, dass die Menschen erkennen, dass sie den Preis für billige Waren und Dienstleistungen letztlich über den Verlust von Arbeitsplätzen und der Bedrohung der Lebensbedingungen durch den Klimawandel bezahlen. Es wäre doch schön, wenn Menschen wieder anfangen, Bäume zu pflanzen – im wahren und auch übertragenen Sinne -, auch wenn ihnen klar sein muss, dass sie von diesen Bäumen nicht mehr selbst profitieren werden, sondern nur ihre Nachfahren.
Weitere Infos auch unter www.ejco.com
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in Betrieben wird nachhaltiges Handeln immer wichtiger. Doch wie zeigt sich Nachhaltigkeit im täglichen Betrieb? Welche Auswirkungen gibt es für Mitarbeitenden und die Geschäftsführung? Bringen die unterschiedlichen Aktivitäten, was von ihnen erwartet wird?
432Hz hat im Rahmen seines Themen-Specials „Nachhaltigkeit 2025“ verschiedene Expert*innen aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen, der Finanz- und Versicherungswelt sowie der Politik befragt und sie um ihren ganz persönlichen Blick auf die Welt der unternehmerischen Nachhaltigkeit gebeten, darunter Karl-Heinz Weber von der Sparkasse Koblenz, Christiane Zügner von der Handwerkskammer Koblenz, Jens Metzinger von der Debeka, Svetlana Thaller-Honold von BarmeniaGothaer EU-Politiker Axel Voss und Daniel Caspary sowie einige mehr.
Die Beiträge erscheinen nach und nach im 432Hz-Blog. Abonnent*innen unseres Newsletters haben später die Möglichkeit, alle Artikel, ergänzt mit nützlichen weiteren Informationen rund um die unternehmerische Nachhaltigkeit als umfangreiches PDF herunterzuladen.